Fragen und Antworten

Es folgt ein weiterer Beitrag aus der beliebten, allseits bekannten und langjährigen Reihe: Die Lage in Berlin ist dramatisch! Dabei soll es heute um eine besonders dramatische Lage gehen, nämlich die Personallage im öffentlichen Dienst. Die ist offenbar derartig besorgniserregend, daß in der letzten Woche im Berliner Tagesspiegel eine wachrüttelnde Kolumne erschien, die den Titel trug: „Was, wenn niemand mehr Feuer löscht?“ (Spoileralarm: Der nächste Beitrag in dieser Reihe wird sich der Frage widmen: Was, wenn Journalisten die Prädikate vergessen?)

Ja, was dann? Ganz einfach: jeder, der dazu berufen ist, sich dazu berufen fühlt, sich sonst irgendwie berufen fühlt oder überhaupt irgendwie fühlt, wird Forderungen stellen, an die Stadt, den Staat, die Politik. Denn es ist (in freier Anlehnung an Mark Twain) zwar schon alles gefordert worden, aber noch nicht von jedem. Mehr Geld, mehr Personal, mehr … jedenfalls mehr.

Doch es geht auch anders. Wer das nicht glaubt, wende seinen Blick nach Hattingen! War diese beschauliche Stadt in Nordrhein-Westfalen bislang mehr oder weniger nur den Hattingern selbst bekannt, so hätte sie es nun wahrlich verdient, bundesweite Bekannt- und Bedeutsamkeit zu erlangen – denn die Personallage im öffentlichen Dienst ist ja nicht nur in Berlin, sondern fast überall angespannt.

Was ist dort geschehen? In der vergangenen Woche bemerkte der Fahrer eines Müllfahrzeugs, daß seine Ladung Feuer gefangen hatte. Starker Rauch verdunkelte den Himmel über Hattingen … Doch anstatt auf die Feuerwehr zu warten, fuhr der Mann kurzentschlossen zur ihr! Auf dem Parkplatz neben der Wache konnte der Brand schließlich gelöscht werden. So geht es auch.

An dieser Stelle sei in Kurzfassung an einen alten Sketch erinnert, in dem Otto Waalkes einen Feuerwehrmann am Notruftelephon spielt: Wo brennt’s denn? Ach, bei Ihnen. Na, das trifft sich ja gut. Nein, Hausbesuche machen wir nur in Ausnahmefällen. Warten sie mal. Können Sie den Brand noch bis morgen in Gang halten?

Das stammt aus dem Jahr 1977 und klingt doch angesichts der Brandkolumne im Tagesspiegel erstaunlich aktuell. Also, vielleicht war früher doch nicht alles besser? Ja, vielleicht ist heute vieles besser, als es früher war? Mit Bestimmtheit kann man das jedenfalls für den WDR sagen, denn wurden dort früher die Otto-Shows kommentarlos ausgestrahlt, so ist man heutzutage im Sender viel bewußter und empathischer, und stellt den Wiederholungen diesen Warnhinweis voran: „Das folgende Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden.“ Man kann nur hoffen, daß beim WDR niemals etwas von Fips Asmussen wiederholt wird – denn da würde der Warnhinweis mehr Zeit beanspruchen als die eigentliche Sendung.

Doch wie dem auch sei, sowohl der alte Otto-Sketch als auch das beherzte Verhalten in Hattingen gemahnen uns an den Appell von John F. Kennedy, der ja bekanntlich ebenfalls Berliner war. Frag nicht, was die Feuerwehr für Dich tun kann – frag Dich, was Du für die Feuerwehr tun kannst!

Liebe Berlinerinnen und Berliner, darüber solltet ihr mal in Ruhe nachdenken, zum Beispiel während ihr bei der nächsten „Verzögerung im Betriebsablauf“ wieder unbestimmte Zeit auf die S-Bahn wartet …

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